Da wir fuer den Qufu-Trip doch weniger als erwartet zahlen mussten, haben wir beschlossen, das Restgeld in einer Riesenvoellerei auf den Kopf zu hauen. Hat perfekt funktioniert. Wir haben unsere Lehrerinnen, guides und language partners eingeladen und sind alle gemeinsam in ein wunderschoenes Restaurant gefahren, das die besten hot pots der Stadt anbietet. Vergesst Fondue, esst hot pot!
Das funktioniert so: In der Mitte des Tisches gibt es eine Vertiefung, die einen Gaskocher enthaelt. Darauf wird ein Topf voll Chilisuppe (heiss heiss baby!) gestellt und zum Kochen gebracht. Nun bestellt man aus einer Liste alle moeglichen Zutaten, angefangen von Gruenzeug ueber Wachteleier und Kartoffelscheiben bis zu den tollsten Fleischsorten und Meerestieren. Schmeckschmeck. Die verschiedenen Zutaten werden dann jeweils tellerweise in die Fluessigkeit gekippt und jede/r fischt sich das heraus, was ersie gern essen moechte.
Eine Extraeinlage wird geboten, wenn ein Tisch Nudeln bestellt hat. Die werden naemlich direkt am Tisch von einem "Nudelkuenstler" gemacht, d.h. er wirbelt den Teig so lang in einer Art Tanz um seinen Kopf (und die Koepfe der Gaeste) herum, bis spaghettiaehnliche Nudeln entstehen. Rein in die Suppe und bon appetit.
Danach waren wir StudentInnen noch in "Toni's Bar", hat mich stark ans Absurd erinnert, nur groesser und mit noch schlechterer Musik ;)
Tja, heute in der lecture war niemand so wirklich ausgeschlafen!
Jetzt heisst es, Plaene fuer die letzten Tage in Beijing entwerfen. Ich werd mal eine Liste schreiben...
mjibukweli - 20. Sep, 06:28
Da bin ich wieder, taufrisch wie die Rose am Morgen und fast schon wieder bazillenfrei. Ich hatte mir naemlich puenktlich zu Beginn unserer Reise nach Jinan (Hauptstadt der Provinz Shandong, 4,5 Zugstunden suedlich von Beijing) einen saftigen Schnupfen eingefangen. Und nein, ich hab nicht gerotzt wie eine Chinesin, sondern schoen brav Millionen von hankies verbraucht.
Der Trip in Stichworten:
Donnerstag Mittag: Superstressige Abfahrt Richtung Jinan vom wuseligsten Bahnhof der Welt, 4 einhalb Stunden oedes Zugfahren mit Ausblick auf Reisfelder, Kohlehaufen, halbfertige Autobahnen und Wolkenkratzer im Nirgendwo, alles schoen mit Smog bedeckt.
Gegen Abend Ankunft in Jinan, womit der Gruppenhorror anfing. Von 2 Profs und unserem tour guide "you-know-aeh"-Howard abgeholt, ins (sehr schicke business)Hotel gekarrt, sekundenlange Verschnaufpause, zum meilenweit entfernten Restaurant gekarrt, nicht sehr schmackhaftes Shandong-Essen (verbranntes Doufu, Huehnerkrallen etc) verputzt, zurueck ins Hotel gekarrt. Aechz. Dafuer gabs gegenueber vom Hotel einen riesigen (wirklich riesigen! groesser als die Carrefours in Frankreich, groesser als Tesco in Kosice) Supermarkt, in dem wir so ziemlich den ganzen restlichen Abend verbrachten. Besonders interessant die Frischwarenabteilung - lebende Schildis, Skorpione, Froesche, Shrimps etc.
Freitag halb acht interessantes chinesisches Fruehstueck, danach Abfahrt zu den beruehmten ;) Quellen von Jinan (tja, frisches Wasser gibts in Oesiland auch, oder) und am Nachmittag Besichtigung des Shandong Museum. Dazu sag ich besser nix. Abends: same procedure as...
Der Samstag: Hotel auschecken, Busfahrt nach Tai'an in Begleitung einer suessen Reisefuehrerin, deren Englisch, naja, sagen wir, nicht sehr Englisch klang.
Aber dann:
Besteigung des heiligen Berges Tai'an (einer der 5 heiligen Berge Chinas und soweit ich verstanden habe, der wichtigste). Das Teil ist 1545 m hoch und besteht aus 6666 Stufen - huebsche Zahl, nicht wahr. Wir sind zwar nur ca die Haelfte gegangen, weil wir ein Stueck mit einem Kamikaze-Busfahrer - oh boy! - rauffahren konnten, aber es war trotzdem sehr sehr angstrengend und ich bin richtig stolz auf mich und meine sportliche Leistung. Schulterklopf. Oben war es bitterkalt, aber sehr nett mit Tempeln, Shops (!) und Restaurants. Lustig, so ein chinesischer Berg. Laut Programm - es gab naemlich fuer jede Minute dieser Reise ein Programm, hab ich das schon erwaehnt? - sollten wir eigentlich mit dem cable car runterfahren (von Doppelmayr!), aber weil es ploetzlich ganz grauslich zu donnern anfing, wurde der Betrieb eingestellt und wir durften die schoenen, ungleich hohen Stufen wieder runtersteigen. Unsere arme (ca. 60jaehrige) Begleitwasauchimmer hat waehrend des gesamten Abstiegs die Hand des noch aermeren chinesischen Profs nicht losgelassen. War ein zugegeben sehr lustiges Bild. Als wir heil unten angekommen waren, gab es noch 1,5 h spannendes Busfahren mit unserem persoenlichen Kamikazebusfahrer (vielleicht gibts gar keine normalen Fahrer hier) nach Qufu. GEBURTSSTADT VON KONGZI = KONFUZIUS. Fragt mich egal was, ich weiss jetzt alles ueber diese gottgleiche Person ;)
Abend: Same procedure... ausser, dass wir wahrscheinlich alle unser Gesicht verloren haben, weil wir im Restaurant voellig ungeniert alles ratzeputz aufaszen, weil wir nach der Bergbesteigung so ausgehungert waren. Witzig war auch unsere Unterkunft. Wir haben sozusagen in der chinesischen RAIKA (= Agricultural Bank of China) genaechtigt. Es war naemlich kein richtiges Hotel, sondern wohl eher so was wie ein Gaestehaus fuer wichtige Gaeste der Bank.
Sonntag: Konfuzius, Konfuzius, Konfuzius. Temple, mansion, forest, grave. Und riesige giftigaussehende Spinnen. Und das ekeligste, dafuer lustigste Klo, das ich jemals besucht habe. (Familie: ihr habt doch letzten Urlaub in Schwedien dieses eine Klofoto gemacht - jetzt stellt euch das Ganze als Hockeklo vor, d.h. 4 Loecher nebeneinander auf einem Holzboden und dazu noch mich, Nicole und ein paar Chinesinnen, die wohl noch nie einen weissen A... zu Gesicht bekommen hatten. very amusing).
Nach dem Konfuziustag mussten wir noch 2,5 Stunden zurueck nach Jinan fahren, ins selbe Hotel einchecken und: same procedure as... Da faellt mir noch nic und mein Gespraech von gestern ein: Ich meinte, dass ich nicht in China leben koennte, wegen dem schrecklichen Smog und so, worauf nic entgegnete, sie koenne sich schon vorstellen, in Beijing zu leben, aber niemals in einem kleinen Ort wie Jinan, in dem kein Mensch jemals einen Weissen gesehen hat, sodass man unentwegt angestarrt wird.
Nur: Dieser "kleine" Ort hat 5 Millionen Einwohner! So aendern sich die Perspektiven.
Heute mussten wir um 3/4 6 aufstehen, um unsren Zug zu erreichen. Dementsprechend ausgeschlafen bin ich jetzt. Eigentlich sollte ich jetzt noch ganz viel Chinesisch lernen, schliesslich ist schon am Freitag der grosse Abschlusstest, aber vielleicht hat das doch bis morgen Zeit.
Auf alle Faelle bin ich froh, wieder in Beijing zu sein und nicht mehr die ganze Zeit einer Herde nachlaufen zu muessen. Also, erinnert mich daran, nie mehr Gruppenreisen!
Gruss und Kuss, ma le he
PS: Hm, wahrscheinlich klingt dieser Bericht jetzt nicht besonders begeistert, vielleicht sollte ich hinzufuegen, dass es mir trotzdem gefallen hat!
Und bitte verzeiht meinen furchtbaren Stil, bin zu faul zum Korrigieren. Zai jian!
mjibukweli - 18. Sep, 13:23
Das Wochenende war gesteckt voll mit Programm. Samstag frueh zum Tian'anmen, um die Menschenmassen anlaesslich Mao's 30. Todestag anzuschauen. Es hat sich gelohnt, der Anblick, wie sich tausende Chinesen stundenlang in 4er-Reihen anstellen, um einen Blick auf die Leiche des obersten Vorsitzenden zu werfen, war sogar das fruehe Aufstehen wert. Danach sind wir gleich weiter zur Ausstellungseroeffnung von Mr. Toupe (es ist wirklich eins, ich hab einen schwarzen Faden raushaengen sehen). Dort waren lauter honorige Leute versammelt, aber ratet, wer mit aufs Gruppenfoto musste? Yipp! Und das nicht nur einmal.
Am Nachmittag sind wir zum Chaoyang Park gefahren, wo das Pop Festival stattfand. War sehr sehr cool. Hab einige tolle chinesische "Punk" Bands gesehen und Placebo war sowieso supergeil. Die beste Ansage von Brian Molko: "The next song is dedicated to Sebastian Bach and is called special need for a haircut and a new personality." Fand ausser mir leider niemand lustig.
Sehr toll auch die Polizisten, die aufpassen mussten, dass die boesen jungen Menschen sich auch gut benehmen. Die sassen tatsaechlich die ganze Zeit huebsch aufgereiht auf Stuehlen in der Menschenmenge. Picture it! Und durften wahrscheinlich nicht mal mitwippen.
Gestern sind wir zu acht in den Beijing Zoo gefahren (ich hasse Gruppenausfluege, hab ich wieder mal bemerkt). Ein wirkliches Trauerspiel. Der Zoo ist zwar fuer die Besucher ein toller Entspannungs- und Unterhaltungsort, aber wie die Tiere gehalten werden, ist ganz schrecklich. Raubkatzen in engen Betonkaefigen hinter Glas, damit die Besucher sie auch richtig gut sehen koennen etc. Ich hab Fotos gemacht, die ich dem WWF schicken will. Besonders kurios: Die Raubkatzen werden von ingdiba gesponsert. Aufreg!
Am Abend waren wir noch in einer Karaoke (ka la OK) Bar. Sehr spassig. Und unsere chinesischen BegleiterInnen konnten richtig gut singen! Das ist hier echt so was wie ein Volkssport, glaub ich.
Ich versuch jetzt noch, ein paar Bilder raufzuladen. Macht es gut!
mjibukweli - 11. Sep, 10:04
Schon wieder Freitag, krass, wie schnell die Zeit vergeht.
Die letzten Tage in Stichworten:
Chinesisch Unterricht mittlerweile 4 Stunden pro Tag, sehr anstrengend, aber lustig, weil ich die gelernten Sachen gleich anwenden kann (im Taxi, Bus, Einkaufszentrum); Great Bell Temple; Temple of Heaven, Pearl Market (schon wieder *g*); Chun Yi: The Legend of Gong Fu - sehr kommerzielles Kungfu-Theaterstueck im Red Theatre, trotzdem atemberaubend (und Kampfmoenche mit nacktem Oberkoerper koennen sehr erotisch sein)
Hab ich schon mal vom Spucken erzaehlt?
In China gilt es als unhoeflich, sich die Nase zu putzen, statt dessen - und jetzt wirds grauslich, sorry - ziehen die Leute den Rotz geraeuschvoll durch die Nase hoch und schlatzen dann voll auf die Strasse, in den Mistkuebel, die Waschbecken, ins Klo etc. Mmmh. Irgendwann kotz ich wahrscheinlich daneben. Diesen Brauch werd ich also sicher nicht annehmen.
N und ich mussten heute eine herbe Enttaeuschung erleben. Zwei nette chinesische Deutsch-Studentinnen saszen in der Mensa neben uns und fragten, ob wir denn noch nicht lang in China seien, weil unsere Esstechnik so schlecht sei. Heul snief buuuhh. Und wir waren doch schon so stolz auf unser Koennen!
Soeben hab ich die Karte fuer das morgige Festival gekauft *freu*. Das ist ja eins der ersten groszen Rock-Konzerte in der People's Republic, bin also wahnsinnig gespannt!
Zai jian!
mjibukweli - 8. Sep, 09:40