Inzwischen bin ich zurück in Dar es Salaam. Bin stolz auf meine Bandscheiben, dass sie das Gerüttel und Geschüttel auf Mwangas Straßen unbeschadet überstanden haben.
Ich hab noch gar nicht erzählt, dass unsere Delegation am Samstag mit dem Minister of Tourism and Natural Resources zusammengetroffen ist. War natürlich eine tolle Gelegenheit, das Inclusive Tanzania Project an Regierungsohren zu bringen (das war jetzt nicht Deutsch, gell). Ich habe seine Rede aufgenommen, also haben wir sogar einen Beweis für seine Versprechungen (die tansanische Regierung sorgt sich sehr um die Rechte und Nöte von behinderten Menschen. Blabla jaja). Pretty smart, huh?
Gestern musste ich nicht im Dala nach Hause fahren, sondern wurde von einem körperbehinderten Studenten in seinem Dings (wie heißen diese Vehikel, die wie eine Mischung aus Auto und Moped ausschauen?) heim gebracht. Bisserl staubig das Ganze, aber lustig.
Heute nach der Arbeit will ich endlich wieder mal in die Stadt fahren. Ich treffe einen Journalisten von "This Day", der sehr engagiert in Behindertenfragen (disability matters, mir fällt kein schöner deutscher Begriff ein) ist. Danach will ich noch Dismas treffen und vielleicht die Leute von Nyumba ya Sanaa.
Und morgen? Ab zum Strand!
mjibukweli - 2. Feb, 06:34
Sitz in einem Internetcafe in Arusha.
Die Mwanga-Arusha-Reise in Stichworten: Donnerstag frueh von Ubungo mit dem Bus nach Mwanga, zusammen mit Godwin und 7 anderen Mitgliedern des Inclusive Tanzania Projekts.
Nach ca 7 Stunden Busfahrt in Mwanga angekommen, im (sehr schoenen) Guesthouse Anjela's Inn eingecheckt, nach kurzem Meeting bald ins Bett gefallen.
Freitag und Samstag waren superstressig und anstrengend. Ein Besuchsmarathon in District offices und Grund- und Sekundarschulen in der Umgebung. Am Fr. haben wir 5 Schulen besucht, am Samstag sogar 8. Ich war bald ziemlich angefressen, weil ich den Sinn dahinter einfach nicht kapiert habe, 30 Leute (Mitglieder der verschiedenen Behindertenorganisationen von Mwanga), darunter viele Behinderte, durch die Gegend zu karren, schlechte Strassen, Staub und Hitze. Und wir waren ueberall zu spaet dran, weil der Organisator viel zu knapp kalkuliert hatte. In jeder Schule wurden uns Softdrinks und Essen angeboten, ich dachte schon, ich wuerde jeden Moment platzen.
Gestern gegen 10 sind Godwin und ich weiter nach Moshi (kurzer Spaziergang durch die Stadt, hab ein paar Souveniers gekauft) und dann Arusha gefahren. Am Nachmittag sind wir in der Boma (traditionelle Siedlung der Maasai) seiner Familie angekommen und haben Abend und Nacht dort verbracht. Am Abend kam ich in das unschaetzbare Vergnuegen einer privaten Audienz mit einem Pastor - Godwin's aeltester Bruder ist Pastor, wie auch sein verstorbener Vater und sein Schwager. Ich durfte mir also anhoeren, wie wichtig es ist, die Bibel zu lesen und hoerte einen Vortrag ueber den Inhalt der Bibel. Auf Kiswahili, hab ich wenigstens was gelernt.
Heute frueh sind wir nach Arusha Town gefahren, eine Braille Druckerei fuer das Projekt besuchen. Spaeter wollen wir noch den Snakepark besichtigen, bevor wir zurueck nach Mwanga fahren. Morgen findet dort naemlich ein grosses Meeting mit Behindertenorgs aus der Umgebung statt, an dem wir teilnehmen sollen. Daher werden wir erst am Mittwoch zurueck nach Dar fahren.
Ich geniesse es auf alle Faelle, mal weg aus der heissen Stadt zu sein und schiesse tausend Fotos. In Mwanga hab ich sogar den Kili gesehen und fotografiert.
Liebe Gruesse!
mjibukweli - 29. Jan, 10:02
Mi, 24.01.2007, 8:25, ofisini
I’m sweating like a Schwein – mein neuer Chagga-Lieblingswitz ;)
Gestern wollte ich Hermann außerdem das Wort „schmutzig“ beibringen und war voller Schadenfreude, dass er es nicht aussprechen kann. Hehe. Rache für seine Behauptung, ich könne das Wort „moja“ (eins) nicht richtig aussprechen, weil ich mzungu bin. Ich hab daher geschworen, nie wieder „eins“ auf Kiswahili zu sagen. „Unataka bia ngapi?“ – „M..., mbili.“ Ok, könnte schwierig werden. Schmutzig.
Weil wir gestern beide zu erledigt zum Kochen waren, sind wir zum Abendessen ins Rose Garden gefahren. Ich hab Fisch mit Kochbananen bestellt.
Und einen riesigen Viktoriabarsch bekommen. Ups. Eigentlich wollte ich diesen Fisch ja aus Protest nie wieder essen, aber diese Entscheidung ist gar nicht so einfach. Schließlich leben viele Menschen in Uganda, Tanzania und Kenya von der Fischindustrie. Und der tansanische Staat kann die Exporteinnahmen auch gut brauchen. Was also tun?
Es ist schon erstaunlich, dass Hubert Saupers Film „Darwin’s Nightmare“ hier tatsächlich so bekannt ist. Ich hatte letzte Woche eine ausführliche Diskussion darüber mit Dismas, der den Film ganz schön zerlegt hat. Er konnte viele Einzelheiten beschreiben, die, im tansanischen Kontext betrachtet, einfach nicht stimmig sind. Ich denke mir also, dass der Filmmacher vieles in seiner „Doku“ einfach inszeniert hat, um eine düstere, negative Stimmung zu erzeugen. Wenn ich zurück in Ö. bin, muss ich den Film unbedingt noch mal anschauen, kann mich nämlich an vieles nicht mehr erinnern. Anyway, auch Hermann wusste ziemlich gut über den Film Bescheid und meinte, dass er ein großes Thema in den tansanischen Medien war. Viele Details seien zwar nicht wahr oder könnten nicht bewiesen werden, anderes entspreche dafür sehr wohl den Tatsachen.
Ich fand es auf alle Fälle interessant, mal die andere Seite zu hören. Wieder was gelernt.
Und sonst?
Die Reise nach Mwanga soll morgen starten. Mein Erstaunen würde sich allerdings in Grenzen halten, falls wir doch wieder irgendwie aufgehalten werden.
Gestern habe ich mit Pancrasia (Kollegin bei ICD) das National Institute for the Blind (TNIB) in Kinondoni besucht. Das dortige Projekt ist ganz toll. Die Organisation betreibt dort eine Werkstatt und Ausbildungsstätte für Blinde und Sehbehinderte, wo die Leute an speziellen Webstühlen (die ganz schön kompliziert aussehen) wunderschöne Vikoy (die gestreiften Baumwollstoffe mit den Fransen) herstellen und selber Batiks einfärben. Bei meinem nächsten Besuch muss ich unbedingt meinen Fotoapparat mitnehmen. Nach der Besichtigung der Werkstatt habe ich mein erstes Interview auf Kiswahili geführt. Es ist, denk ich, recht gut gelaufen, denn zum Glück spricht der (blinde) Direktor von TNIB ein sehr schönes, klares Kiswahili. Die Transkription hab ich allerdings noch vor mehr. Das wird viel Arbeit.
Einstweilen wünsch ich euch schöne (kalte!) Tage, ich melde mich, wenn ich zurück bin.
mjibukweli - 24. Jan, 13:25
Montag, 22.01.2007
Im Büro. Ich hab das Modem an meinen Lappi angeschlossen und warte verzweifelt darauf, dass es die Verbindung aufbaut.
Habari za weekend: Bomba kama kawaida ;)
Mein Wochenende war wieder mal erstklassig. Es hat damit begonnen, dass mich Doro und ihr Freund am Freitagabend abgeholt haben und wir so ziemlich durch ganz Dar gefahren sind (von Mwenge nach Mwananyamala, nach Chang’ombe, nach Kariakoo, nach Oysterbay, ins City Centre), um diverse Freunde abzuholen oder kurz zu begrüßen. Gegen Mitternacht waren wir dann endlich in einer Bar – Jacky’s – Bier und Konyagi trinken, was eine ungesunde Kombination ist, wie ich festgestellt habe (Kopfweh am Samstag). Danach fuhren wir ins Nyumba ya Sanaa, wo es am Wochenende immer einen Club gibt. Sehr gute Musik, wir haben viel getanzt, aber dort waren echt wenige Leute, ich glaube, es gehen wirklich alle ins Bilicanas. Nach Nyumba ya Sanaa sind wir noch nach Mikocheni gefahren, in einen Club, der JJ Blue heißt. Sehr cooler Club mit großer Tanzfläche und einer Mischung aus Bongoflava und „normalem“ Hiphop. Wir haben bis ca. halb 5 getanzt, dann haben mich Doro und Fanu nachhause gefahren. Zum Glück war Hermann dann schon wach und hatte die Hunde eingesperrt, sonst hätt ich mich wahrscheinlich nicht getraut, das Tor zu öffnen. Feigling bin.
Am Samstag hätt ich wahrscheinlich den Tag verschlafen, wenn mich nicht um 12.00 der laute Gesang von den verfl.... born-again christians geweckt hätte. Immerhin war ich dann so fit, dass ich an einem concept paper für Godwin arbeiten konnte und am Abend waren Hermann und ich zuerst im Anghiti (eins der schönsten und besten indischen Restaurants in Dar) essen – himmlischer Shahi Paneer – und dann im Club Fontanella, wo eine echt tolle Live band gespielt hat, eine Mischung aus tanzanischer Musik und internationalen Songs. Um 12.00 war ich dann aber so müde, dass mich nicht mal mehr die Aussicht auf einen anderen Club mit Taarab-Musik (hihi, Frau Sarah, Sie wissen, warum nicht) gereizt hat.
Ab ins Bett und um 5.00 unfreiwillig wieder aufgewacht. Warum? Weil diese diese diese verrückten, rücksichtslosen, unchristlichen (!) Christen am Sonntag in aller Herrgottsfrühe ihre Millionen-Watt Anlage anwerfen und lautstark zu singen und zu heulen anfangen müssen. Gibt’s nicht, oder? Und das ging den ganzen Tag so dahin. Hermann sagt immer, er wird ihnen mal die Polizei vorbeischicken, um zu untersuchen, was diese Leute Schlimmes angestellt haben, sodass sie so arg um Vergebung flehen müssen. Hallelujah.
Am Vormittag hab ich brav mein Interview mit der TAMH-Koordinatorin abgetippt, ganze 2 1/2 Stunden bin ich dran gesessen.
Mittags hab ich dann sogar gekocht – Reis mit Okragemüse, ganz ohne Fleisch, yippieh! H. hat brav mitgegessen, ob aus Höflichkeit oder weil’s ihm wirklich geschmeckt hat, kann ich leider nicht sagen. Am Nachmittag hat er mich zu seinem Großvater, den er Babuji nennt, mitgenommen. Ui, ist der lieb! Er ist 87 Jahre alt, was für tansanische Verhältnisse wirklich uralt ist (zu jedem Neujahr sagt er, „Bitte Gott, noch mal 10 Jahre!“), und starker Alkoholiker. Aber geistig voll da, keinerlei Probleme mit seinen Augen, trotz der Mengen von schwarz gebranntem Schnaps, die er über den Tag verteilt trinkt. Und gesegnet hat er mich auch. Zweimal.
Danach sind wir noch zum Bahari Beach, Silver Sands Hotel, gefahren. Ich hab die Abkühlung sehr genossen, gestern war nämlich mit Abstand der heißeste Tag, seit ich da bin (mein Thermometer zeigte 33,5°C im Schatten). Und die Leute dort waren supernett, unter anderem hab ich den jüngeren Bruder von Godwin II (also nicht der von der Arbeit) getroffen, der als Assistant Manager im Silver Sands arbeitet. Nach einigen Bieren (ich sags ja, ich werde noch zum Alki hier!) und lecker Prawns und Chipsi sind wir heimgefahren. Warum sind Wochenenden nur so kurz?
PS: Meine Reise nach Mwanga hat sich mal wieder verschoben, statt morgen sollen wir jetzt am Donnerstag losfahren und bis Montag bleiben. Ich glaub’s erst, wenn ich im Bus sitze!
mjibukweli - 22. Jan, 08:51